Nepal

Küche

Eine Reise nach Nepal ist auch eine Reise für den Gaumen! Die nepalesische Küche ist vielleicht nicht so weltberühmt wie die indische oder thailändische, aber sie ist ehrlich, nahrhaft und spiegelt die geografische und kulturelle Vielfalt des Landes wider. Sie basiert oft auf dem, was lokal verfügbar ist – von Reis und Linsen in den Tälern bis zu Gerste und Buchweizen in den Bergen.
Für mich gehört das gemeinsame Essen zu den schönsten Momenten auf einer Tour. Wenn wir nach einem langen Trekkingtag in einer Lodge zusammensitzen, eine dampfende Schüssel Dal Bhat oder eine wärmende Suppe vor uns haben und uns austauschen – das sind Momente, die verbinden. Die nepalesische Küche ist meist einfach, aber mit Liebe zubereitet und gibt dir die Energie, die du für deine Abenteuer brauchst.

Dal Bhat Power – 24 Hour!

Du wirst diesen Spruch vielleicht auf T-Shirts sehen: "Dal Bhat Power, 24 Hour!". Und er hat einen wahren Kern. Dal Bhat ist DAS Nationalgericht Nepals und die Hauptmahlzeit für Millionen von Nepalesen, oft zweimal am Tag.

Was ist Dal Bhat? Es ist eigentlich ein Set aus mehreren Komponenten:
  • Dal: Eine würzige Suppe aus gekochten Linsen (verschiedene Sorten möglich).
  • Bhat: Gekochter Reis (die Menge ist oft beeindruckend!).
  • Tarkari: Ein saisonales Gemüsecurry (mal Kartoffeln, mal Bohnen, mal Blumenkohl...).
  • Achar: Ein scharfes oder saures Pickle (eingelegtes Gemüse oder Früchte), das dem Ganzen Pfiff gibt.
  • Optional: Manchmal gibt es dazu noch Saag (gekochtes Blattgemüse), einen Joghurt (Dahi) oder einen knusprigen Fladen (Papad). Das Tolle auf Treks: In den meisten Lodges bekommst du beim Dal Bhat einen kostenlosen Nachschlag (besonders bei Reis und Dal), bis du wirklich satt bist. Perfekt für hungrige Wanderer!

Mehr als Linsensuppe: Weitere nepalesische Spezialitäten

Auch wenn Dal Bhat allgegenwärtig ist, hat die nepalesische Küche noch viel mehr zu bieten. Gerade durch die verschiedenen ethnischen Gruppen gibt es spannende regionale Unterschiede.

Momos: Die nepalesischen Dumplings

Diese tibetisch inspirierten Teigtaschen sind unglaublich beliebt! Gedämpft oder frittiert, gefüllt mit Gemüse, Büffelfleisch (Buff), Hühnchen oder Käse. Dazu gibt's eine würzige Tomaten- oder Sesamsauce (Achar). Ein Muss auf jeder Reise!

Thukpa: Wärmende Nudelsuppe

Ebenfalls tibetischen Ursprungs. Eine herzhafte Nudelsuppe mit Gemüse und oft auch Fleischstückchen. Perfekt zum Aufwärmen an kalten Tagen oder auf dem Trek.

Tsampa: Das Powerfood der Berge

Geröstetes Gerstenmehl, ein Grundnahrungsmittel in den hochalpinen Regionen, besonders bei Sherpas und Tibetern. Wird oft mit Buttertee oder Milch zu einem Brei angerührt oder zu Kugeln geformt. Sehr nahrhaft!

Sel Roti: Knusprige Reisringe

Ein ringförmiges, leicht süßliches Brot aus Reismehl, das frittiert wird. Man findet es oft bei Festen oder als besonderen Snack.

Newari Khaja Set: Festmahl im Kleinformat

Die Newar-Küche aus dem Kathmandu-Tal ist berühmt für ihre Vielfalt. Ein Khaja Set ist eine Art Vorspeisenplatte mit vielen kleinen, oft scharfen und würzigen Gerichten, serviert mit Chiura (gestampften Reisflocken). Ein echtes Geschmackserlebnis!

**Curries & Co:**

Neben dem Dal Bhat Tarkari gibt es natürlich auch andere Curries, oft mit Kartoffeln (Alu), Blumenkohl (Cauli), Bohnen (Simi) oder auch mal mit Hühnchen (Kukhura) oder Ziegenfleisch (Khasi).

Snacks für Zwischendurch: An Straßenständen und in kleinen Lokalen findest du oft auch leckere Kleinigkeiten wie Samosas (gefüllte Teigtaschen), Pakoras (frittiertes Gemüse im Teigmantel) oder Chatpate (ein würzig-scharfer Snackmix aus Puffreis, Nudeln, Kartoffeln, Zwiebeln und Chilis).

Was gibt's zu Trinken?

  • Chiya (Tee): Das Nationalgetränk! Meistens wird Masala Chiya getrunken: Schwarztee gekocht mit Milch, Zucker und Gewürzen (Ingwer, Kardamom, Nelken). Er wird überall und zu jeder Tageszeit angeboten und ist ein wichtiger Teil der Gastfreundschaft. In den Bergen, besonders in tibetisch geprägten Gebieten, trinkt man auch Buttertee (Su Chiya) – Schwarztee mit Yakbutter und Salz. Geschmackssache, aber sehr nahrhaft!
  • Lassi: Ein erfrischendes Joghurtgetränk, das süß oder salzig zubereitet wird. Perfekt bei Hitze.
  • Wasser: Leitungswasser sollte nicht getrunken werden! Kaufe abgefülltes Wasser (achte auf ein intaktes Siegel) oder, noch besser und umweltfreundlicher, nutze Wasserentkeimungstabletten oder einen Wasserfilter für Leitungswasser oder Wasser aus sicheren Quellen (frage deinen Guide!). Auf meinen Touren legen wir großen Wert auf sicheres Trinkwasser.
Lokaler Alkohol: Es gibt traditionelle alkoholische Getränke wie Raksi (ein klarer Schnaps, meist aus Hirse oder Reis gebrannt) und Chhaang oder Tongba (ein trübes, leicht säuerliches Hirsebier, manchmal warm in einem Bambusbehälter mit Strohhalm serviert). Probieren kann interessant sein, aber sei vorsichtig – der Alkoholgehalt ist oft schwer einzuschätzen! Trinke in Maßen und respektiere lokale Bräuche, besonders in religiösen Kontexten oder in konservativen Dörfern. In der Höhe ist von Alkohol generell abzuraten, da er die Höhenanpassung beeinträchtigt.

Esskultur & Tipps für Reisende

  • Rechte Hand: Traditionell wird in Nepal mit der rechten Hand gegessen (die linke gilt als unrein). In touristischen Restaurants bekommst du aber immer Besteck.
  • Gastfreundschaft: Essen anzubieten ist ein wichtiger Teil der Kultur. Auch wenn du keinen Hunger hast, probiere zumindest eine Kleinigkeit, um die Geste wertzuschätzen.
  • Hygiene: Iss an belebten Ständen, wo das Essen frisch zubereitet wird. Sei vorsichtig mit rohem, ungeschältem Obst und Gemüse. Wasche dir regelmäßig die Hände.
  • Essen auf dem Trek: In den Lodges gibt es meist eine überraschend umfangreiche Speisekarte mit nepalesischen und auch internationalen Gerichten (Pasta, Pizza, Pfannkuchen). Dal Bhat ist aber meist die sicherste, günstigste und nahrhafteste Wahl.

Die nepalesische Küche ist ein Abenteuer für sich. Sei neugierig, probiere Neues und genieße die authentischen Aromen! Oft sind es die einfachen Gerichte wie Dal Bhat, die auf einem Trek am besten schmecken.

Im nächsten Kapitel reisen wir in die Vergangenheit und schauen uns die Geschichte und die beeindruckende Architektur Nepals an.